Laut eines Marktforschungsinstituts ernährten sich im vergangenen Jahr rund 1,6 Millionen Menschen komplett vegan. Die Gründe sind vielfältig und reichen von religiösen und gesundheitlichen Aspekten bis hin zu Bestrebungen für mehr Nachhaltigkeit, Tierwohl oder Klimaschutz. Um sich bewusst vegan zu ernähren, ist es unverzichtbar, sich damit aktiv auseinanderzusetzen. Dr. Imke Reese, Ernährungsberaterin und -therapeutin mit dem Schwerpunkt Allergologie, erklärt, dass es nicht darum gehe, was nicht mehr auf dem Teller liegen solle, sondern darum, was alternativ gegessen werden müsse, um alle lebenswichtigen Nährstoffe in ausreichender Menge zu erhalten.
Um einer Mangelernährung vorzubeugen, müssen bei veganer Ernährung täglich Hülsenfrüchte, vor allem Soja, Nüsse und Ölsamen sowie Gemüse, allen voran Kartoffeln, und Vollkornprodukte auf dem Speiseplan stehen. Das Positionspapier der DGAKI enthält den beispielhaften Tagesplan für einen Erwachsenen, der jedoch nicht einfach auf ein Kind übertragbar ist. Für Säuglinge und Kleinkinder seien die erhöhten Mengen an veganer Kost, die sie zu sich nehmen müssten, gar nicht realisierbar. Zudem fehlt es Ersatzprodukten häufig an der nötigen Menge an hochwertigem Eiweiß, Calcium, Jod und wichtigen anderen Nährstoffen. Nicht zuletzt werden viele vegane Produkte einem so starken Herstellungsprozess unterzogen, dass die Qualität der Gesamternährung darunter leidet und die Vorteile, die mit einer pflanzenbetonten Ernährung assoziiert werden, verschwinden. Das Fazit der Arbeitsgruppe ist, dass eine traditionelle vegane Ernährung, in der mit hochwertigen Produkten selbst gekocht wird, funktionieren kann, aber fundiertes Wissen und Zeit benötigt. Eine rein vegane Ernährung hat für viele Menschen Grenzen, denen sie sich bewusst sein müssen.
Quelle: Allergologie, Jahrgang 46 (2023) - April (225 - 254): Vegane Kostformen aus allergologischer Sicht. Positionspapier der Arbeitsgruppe Nahrungsmittelallergie der DGAKI