1897 wurde der Heufieberbund – der heutige Deutsche Allergie- und Asthmabund e.V. – als erste deutsche Patientenorganisation aus der Taufe gehoben.
Mit dem Begriff „Heufieber“ beschrieb man ab der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts in der Fachliteratur eine „neue Krankheit“. Erst 1906 bezeichnete Clemens von Pirquet das Heufieber erstmals als allergische Krankheit.
Die erfolgreichste Therapie, die man damals kannte, war ein Klimawechsel in heufieberarme Regionen wie das Hochgebirge und die Seeregionen.
Helgoland galt als besonders geeigneter Zufluchtsort für Heufieberkranke. 1894 besuchte Otto Schultz (1842-1922), Weinhändler aus Hannover, erstmals Helgoland und fand dort als leidgeprüfter Heufieberkranker Linderung. Im Juli 1897 hob er dann den "Heufieberbund von Helgoland" aus der Taufe. Mehrere Aspekte trugen zu seiner Gründung bei. Zum einen wollte man aktiv zur Erforschung und Akzeptanz dieser Krankheit beitragen, die bis dato vielfach als psychisches Leiden eingestuft wurde. Gleichermaßen auch „allen Auskunft über das Heufieber und seine Behandlung erteilen", Geldmittel sammeln, um „bedürftigen Heufieberkranken zu helfen" sowie auf Helgoland „geselligen Anschluss vermitteln". Die Anzahl der Mitglieder im Heufieberbund stieg schnell an. 1908 waren es bereits 1.387. Zu den Mitgliedern der ersten Jahre gehörten auch Ihre Majestät Victoria Eugenia, Königin von Spanien (Großmutter von Juan Carlos); Seine königliche Hoheit Adolf Friedrich, Erbgroßherzog von Mecklenburg-Strelitz, Baronin Schenk von Stauffenberg und der Anthroposoph Rudolf Steiner.
Ein Grund für den frühen Erfolg des Heufieberbundes war der Aufsatz "Das Heufieber" von Otto Schultz aus dem Jahre 1899, die erste schriftliche Information für jeden zum Heufieber. Dort heißt es u.a.:
„Zur Vorbeugung bzw. Verhütung der einzelnen Anfälle von Heufieber ist das Beste: Verhüllung der Augen, Nase und Mund mit einem Tuch oder Schleier, der dicht genug gewebt ist, um den Blütenstaub nicht durchzulassen, so daß man nur staubfreie, „filtrierte" Luft einatmet…. Zur Vertreibung von Anfällen ist das einfachste und unschädlichste Mittel: Ausspülen von Augen, Nase und Mund mit gewöhnlichem Trinkwasser.“
Der auf die Erforschung des Heufiebers ausgerichtete Ansatz des Heufieberbundes zog früh Ärzte zur aktiven Mitarbeit an, wodurch bereits die frühen Jahrbücher des Bundes einen wissenschaftlichen Hintergrund erhielten.
Der Heufieberbund befragte jährlich seine Mitglieder zu ihren Erfahrungen mit Therapien, Arzneimitteln, Heilverfahren sowie weiteren Behandlungsansätzen und wertete diese für die Forschung aus. 1904 wurden bereits über 1.000 Fragebögen verarbeitet. Von der Therapie mit Schlangengift über den Einsatz von Kalzium, von Serumtherapien bis hin zur Ernährungsumstellung - über alles erhob der Heufieberbund statistische Daten. Die Hauptaktivitäten des Vereinslebens lagen im Sommer auf Helgoland. Dort traf sich der Verband in jährlich größer werdender Zahl. Sogar Unterricht für allergiekranke Kinder wurde in den Sommermonaten durch den Heufieberbund angeboten. 1910 zählte der Heufieberbund bereits rund 2.000 Mitglieder. Seine vorbildliche Arbeit wurde 1911 in Dresden prominent belohnt: auf der Internationalen Hygiene-Ausstellung erhielt der Heufieberbund die goldene Medaille.