Ernährungsempfehlungen sind überall zu finden, auch im Internet. Oftmals sind dies Pauschalempfehlungen, die nicht für jeden zutreffen und hilfreich sind. Die Künstliche Intelligenz (KI) geht jetzt einen Schritt weiter und erstellt Ernährungspläne für verschiedene Ernährungsweisen. Je nach Alter, Geschlecht und Gewicht werden unterschiedliche Empfehlungen zusammengestellt. Doch ist das hilfreich oder bietet eine Alternative zur Ernährungsberatung oder –therapie?
KI in der Ernährungsberatung mit Vorsicht zu genießen
In einer gemeinsamen Studie der Universität Hohenheim und des Max-Rubner-Instituts (MRI) wurde gezeigt, dass Chatbots (Ein Chatbot ist ein Computerprogramm, das Gespräche mit menschlichen Endbenutzern simuliert) nicht nur Rezepte, sondern auch Tagespläne für verschiedene Ernährungsweisen anbieten. Eine Untersuchung, in der Forschende frei zugängliche KI-Chatbots nutzten, um 108 Tagespläne für eine fiktive, weibliche Person mit unterschiedlichen Ernährungsstilen (vegan, vegetarisch, mit Fleisch) zu erstellen, zeigte, dass viele der Vorschläge den allgemeinen Empfehlungen für eine gesunde Ernährung entsprachen. Diese Pläne waren oft gesünder und abwechslungsreicher als die durchschnittliche Ernährung in Deutschland. Zudem spielte es keine wesentliche Rolle, wie detailliert die Anfragen formuliert wurden.
Allerdings lieferten die Chatbots häufig Mahlzeiten mit zu viel Eiweiß und zu wenig Energie, Kohlenhydraten und Vitamin D. Langfristig könnte eine zu geringe Kalorienzufuhr zu unbeabsichtigtem Gewichtsverlust führen. Besonders kritisch waren die veganen Ernährungspläne, da sie zu wenig Vitamin B12 enthielten. Dieses für das Nervensystem und die Blutbildung wichtige Vitamin ist hauptsächlich in tierischen Produkten vorhanden, weshalb Veganerinnen und Veganer dauerhaft ein Vitamin-B12-Präparat einnehmen sollten – eine Empfehlung, die die Chatbots nur gelegentlich gaben.
Klares NEIN bei ernährungsabhängigen Erkrankungen
In Bezug auf Lebensmittelunverträglichkeiten spricht der DAAB keine Empfehlung dieser Tools aus. Die KI greift auf Informationen aus dem Netz zurück und gerade hier tummeln sich zu viele Fehl- und Falschaussagen, bzw. Empfehlungen für die unterschiedlichen Krankheitsbilder. Zwar gibt die KI entsprechende Alternativprodukte zum Beispiel bei der Milchallergie aus, diese sind aber sehr allgemein gehalten. Zudem greifen die Systeme auf veraltete Empfehlungen bei der Laktose- und Fruchtzucker-Unverträglichkeit zurück. Auch werden die physiologischen Aspekte der Verdauung oder die Kombination bestimmter Lebensmittel zur besseren Nährstoffverfügung nicht berücksichtig.
KI-gestützte Systeme können für Laien und Fachkräfte eine Inspirationsquelle für Rezepte und Tagespläne sein, ersetzen aber nicht die individuelle Beratung und Therapie, die auf aktuelle, wissenschaftlich fundierte Informationen zurückgreift und individuell abgestimmt ist. Vor allem bei bestimmten Ernährungsformen für Allergiker, Menschen mit Unverträglichkeiten oder ernährungsabhängigen Krankheiten und einer veganen oder vegetarischen Ernährung rät der DAAB, weiterhin Unterstützung von zertifizierten Ernährungsfachkräften zu suchen. Denn Ernährungsberatung und -therapie ist so viel mehr als Tagespläne und Rezepte zu erstellen.
Vermutlich werden sich auf KI-basierende Technologien schnell weiterentwickeln und in Zukunft weitere Aspekte wie Nachhaltigkeit berücksichtigen. Trotzdem bleibt bei ernährungsabhängigen Erkrankungen wie z. B. eine Nahrungsmittelallergie oder -unverträglichkeiten eine professionelle Beratung unerlässlich.
Im Allergie-Wegweiser finden Sie Adressen von Ernährungsberater:innen in Ihrer Nähe.
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