close
DAAB - Deutscher Allergie- und Asthmabund e.V.
Suche search
Bubble Tea – Allergieauslöser auf den zweiten Blick

Bubble Tea Allergieauslöser auf den zweiten Blick

 /  Sonja Lämmel

Bubble Tea ist ein Getränk, das seinen Ursprung in Taiwan hat und sich seit den 1980er Jahren weltweit verbreitet hat. Ursprünglich war es ein Mix aus Tee, Milch und Eis, der beim Schütteln die namensgebenden Bläschen (Bubbles) auf der Oberfläche gebildet hat. Erst später wurden die heute bekannten Kügelchen (Bubbles) aus Tapioka hinzugefügt. Es besteht aus einer Basis von Tee, meist Schwarztee oder grünem Tee, der mit Milch oder Milchersatz gemischt wird. Das Besondere an Bubble Tea sind die zusätzlichen Zutaten, die dem Getränk seine charakteristische Textur und Geschmack verleihen und für Allergiker:innen in verschiedener Hinsicht problematisch sein können, wenn nicht genau hingeschaut wird.

Detektivisches Gespür

In der aktuellen Ausgabe der Pädiatrischen Allergologie wird der potenzielle Allergencocktail unter die Lupe genommen und anhand eines Fallbeispiels aufgezeigt, dass Allergolog:innen oft ein detektivisches Gespür haben müssen.

Ein 6-jähriger Junge erleidet eine Anaphylaxie 15 Minuten nach dem Verzehr eines Bubble Teas Erdbeere. Beim vorherigen Verzehr einer anderen Sorte traten keine Beschwerden auf. Im Patientengespräch zeigt sich eine Hausstaubmilbenallergie, eine atopische Dermatitis und ein Infekt in dem Reaktionszeitraum. Es bestehen keine typischen Lebensmittelallergien.

Die Suche beginnt

Die Basis des Getränks ist grüner oder schwarzer Tee. Den Rest des Getränks lässt sich nach individuellen Wünschen zusammenstellen. Es gibt Bubble Tea beispielsweise in der Fruchtvariante oder mit Milch, Milchalternativen, Kakao oder Kaffee. Das Getränk kann außerdem warm oder kalt getrunken werden.

Bei den Bubbles kann der Kunde zwischen drei Varianten auswählen:

  • Tapioka-Perlen: Diese Bubbles sind der Klassiker. Sie bestehen aus Stärke, die aus der relativ geschmacksneutralen Maniokwurzel gewonnen wird.
  • Popping Bobas: Diese Bubbles bestehen meist aus Alginat und sind mit Fruchtsirup gefüllt. Sie zerplatzen im Mund, wenn man auf sie beißt.
  • Jellys: Bei Jellys handelt es sich um bissfeste Geleestücke, die ähnlich wie Gummibärchen im Mund zerkaut werden können. Es gibt sie in verschiedenen Geschmacksrichtungen und Farben.

Auf den ersten Blick ist in den bunten Getränken außer Zucker, Aroma und Bestandteile wie Milch oder Milchalternativen oder Früchte nichts Auffälliges enthalten, dass bei dem Kind die anaphylaktische Reaktion auslösen könnte, zumal keine Lebensmittelallergien bestehen. Woran die Allergolog:innen bei der Fallbeschreibung aber alles gedacht haben, ist schon erstaunlich. Eine Überlegung war die der möglichen Kreuzallergie aufgrund der vorliegenden Hausstaubmilbenallergie auf Krusten- und Weichtiere. Der Grund hierfür ist, dass Hausstaubmilben ebenfalls zu den Gliederfüßern gehören und über das Muskelprotein Tropomyosin verfügen.

Aber auf den ersten Blick der Zutaten gibt es kein Hinweis auf Krusten- und Weichtiere. Erst auf Nachfrage beim Hersteller kam heraus, dass Bestandteile nicht ausgeschlossen werden können. Das Alginat ist hier der Mitverursacher. Es wird aus Algen hergestellt und kann Bestandteile von Fisch, Krusten- und Weichtieren enthalten.

Eine weitere Überlegung geht in die Richtung der Tapioka-Perlen. In seltenen Fällen kann es hier zu allergische Reaktionen kommen. Tapioka ist eine nahezu geschmacksneutrale Stärke, die aus der bearbeiteten und getrockneten Maniokwurzel hergestellt wird. Der Hauptbestandteil von Tapioka ist Amylopektin mit etwa 80 %. Es gibt jedoch nur wenige beschriebene Fälle von allergischen Reaktionen gegen Tapiokastärke; hier wurde eine Kreuzreaktion bei Latexallergie (Latex-Frucht-Syndrom) vermutet.

Fazit

Nach Auswertung unterschiedlicher Allergietestungen und Ausschluss anderer Erkrankungen, sowie einer ausführlichen Anamnese und Nachgespräch kamen die Expert:innen zum Fazit, dass die Reaktion aufgrund der Kreuzreaktion zur Hausstaubmilbe auf die Weich- und Krustentierbestandteile im Bubble Tea ausgelöst wurde. Da der kleine Patient aber Shrimps ohne Symptome verzehrt, liegt der Schluss nah, dass der Infekt als Trigger fungierte.

Ein spannender Fall, der zeigt, dass es sich bei unklaren Reaktionen bzw. Auslösern immer lohnt genauer hinzuschauen und um die Ecke zu denken.

Wir kennen aus unseren täglichen Beratungen viele Fallbeispiele und beraten unsere Mitglieder gerne. Kontaktieren Sie uns ganz einfach:

Telefon: +49 21 66 / 64 78 820

E-Mail: info[at]daab[dot]de

Noch kein Mitglied? Hier finden Sie den Antrag auf eine Mitgliedschaft:

https://www.daab.de/daab/mitglied-werden

Ähnliche Artikel

Allergien, Ernährung,

Mythen: Stillen und Ernährung

Es gibt viele Mythen rund um das Stillen und die Ernährung der werdenden Mutter. Aber was ist dran an den Gerüchten?

Allergien, Ernährung,

Guter Heinrich – Das Geheimnis des Gemüses

Der Gute Heinrich, eine alte Gemüsesorte, ist weitgehend in Vergessenheit geraten. In unserem aktuellen Beitrag widmen wir uns dem Gemüse.

Allergien, Ernährung,

Allergieauslöser in Getränken: Was Sie wissen sollten

In diesem Artikel werfen wir einen genaueren Blick darauf, welche Allergene in Getränken vorkommen können und wie man sich davor schützen kann.

Datenschutzeinstellungen Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell, während andere uns helfen, diese Website und Ihre Erfahrung zu verbessern. Datenschutzerklärung.
Ich akzeptiere alle
Einstellungen
Cookie Einstellungen Hier haben Sie die Möglichkeit der Auswahl oder Deaktivierung von Cookies.
Speichern
Ich akzeptiere alle
Zurück