Vorsicht: Allergien auf Haarfarben
Die Relevanz der Haarfärbemittel als Auslöser der Irritationen und Allergien ist in den letzten Jahren konstant geblieben ist, so eine aktuelle Einschätzung des Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel.
Bei entsprechender Disposition können Oxidationsfarben zu schweren allergischen Reaktionen führen. Nach einer Haarfärbung treten die Symptome im Gesicht und an den Augen, die anschwellen und sich schmerzhaft entzünden. Ursache hierfür ist meistens das PPD. Beschrieben sind auch schwere allergische Schocks auf PPD, die zwar sehr selten, aber lebensbedrohlich sein können. Eine PPD-Kontaktallergie ist wie bereits dargestellt vergleichsweise häufig, der Auslöser muss nicht zwangsläufig die Anwendung von oxidativen Haarfarben sein, auch andere Produkte, die diese Chemikalie enthalten, können eine Sensibilisierung hervorrufen. Para-Phenylendiamin kann beispielsweise in Textilfarben eingesetzt werden, in dunklen Henna-Tattoos oder Henna-Haarfarben. Außerdem wird PPD in Leder, Pelzen, Textilien, Schuhputzmitteln, Lacken, Gummi, Tinte, Kontrastmitteln, technischen Ölen, Autoreifen und fotografischen Entwicklern eingesetzt. Da eine Kreuzreaktion auf andere Substanzen mit ähnlicher chemischen Struktur möglich ist, wie z. B. auf das para-Toluylendiamin (PTD), p-Aminophenol oder Azofarbstoffe, können auch diese Stoffe beim Hautkontakt eine allergische Reaktion auslösen.
Seit 2011 gibt es eine Einschränkung der oxidativen Haarfarben für Jugendliche und Kinder, um für diese Personengruppe das Allergierisiko zu minimieren. Über dieses Verbot bzw. die Einschränkung haben wir bereits in ALLERGIE konkret 3/2012 berichtet.
Das Blondieren mit Wasserstoffperoxid gilt als weniger problematisch, da hier keine sensibilisierenden Substanzen eingesetzt werden. Die Haare mit einer Wasserstoffperoxid-Ammoniak-Lösung behandelt. Die aufhellende Wirkung beruht darauf, dass die Wasserstoffmoleküle in die Haare eindringen und dort die Farbpigmente zerstören. Beide Wirkstoffe haben reizende, irritierende Eigenschaften, die eine empfindliche Kopfhaut belasten und reizen. Vorsichtshalber sollte bei geröteter, entzündeter Kopfhaut auf eine Blondierung verzichtet bzw. eine Besserung des Hautzustandes abgewartet werden. Wichtig sind hier die Empfehlungen in Bezug auf die Anwendungskonzentration bzw. Anwendungsdauer, sie sollten unbedingt eingehalten werden. Fachgerecht ist das Blondieren beim Friseur.
Schonende Alternativen?
Pflanzenfarben gelten als relativ schonende und besser verträgliche Alternative zu den synthetischen Färbemitteln. Für die Farbveränderung kommen hier folgende Naturstoffe zum Einsatz:
Henna, Auszüge aus Kamille, Rhabarber sowie Indigo- und Kaffeepulver, wobei Henna die weit größte Bedeutung hat. Beispielsweise ist Färbung mit Henna von Dauer, allerdings kann sich der Farbton mit der Zeit verändern und verblassen. Die Farbvielfalt, die mit den Naturstoffen erreicht werden kann, ist etwas eingeschränkt, doch auch hier ist eine allergische Reaktion nicht ausgeschlossen.
Reine Henna beispielsweise zeigt geringe sensibilisierende Potenz und löst sehr selten eine allergische Reaktion aus. Um mit dem Henna-Farbstoff eine intensivere und dunklere Färbung zu erreichen, wird der Henna para-Phenylendiamin zugesetzt. Experten weisen darauf hin, dass der Einsatz eines potenten Allergieauslösers wie PPD eine Sensibilisierung gegenüber dem schwachen Allergen in Hennafarben fördern kann.
Als weniger problematisch als die Oxidationsfarben gelten die Tönungen. Hier kommen größere Farbmoleküle zum Einsatz, die schlechter in die Haut eindringen können. Im Unterschied zu dauerhaften Farben dringen die Farbstoffe nicht ins Haarinnere, sondern verbleiben weitgehend auf der Haaroberfläche, von wo sie mit der Haarwäsche nach und nach entfernt werden können. Allerdings auch hier berichten Allergologen über Reaktionen der Kopf- und Gesichtshaut auf die Inhaltsstoffe der Tönung, die mit jeder Wäsche von der Haaroberfläche mobilisiert werden und auf die Haut gelangen. Auch hier gilt, wer tönen möchte, sollte die Hände mit Handschuhen schützen und die Einwirkzeit unbedingt einhalten.
DAAB-Tipps:
- Wer eine Farbveränderung der Haare wünscht, sollte dies sorgfältig abwägen. Gründe, die gegen eine Färbung sprechen, sind beispielsweise Beschwerden wie juckende Entzündung, Hautbläschen oder ein Ausschlag an der Stelle, wo im Urlaub ein Henna-Tattoo angebracht war. Die Ursache sollte nicht bagatellisiert, sondern beim Hautarzt abklärt werden.
- Machen Sie keine Verträglichkeitsprüfung mit den Farbsubstanzen. Allergolog:innen warnen, dass durch die lange Einwirkzeit eine Sensibilisierung entstehen könnte. Da für eine Verträglichkeitstestung die Substanz 24 Stunden auf der Haut verbleiben soll, könnte mit den aggressiven Inhaltsstoffen der Farbmischung eine Irritation bzw. Allergie hervorgerufen werden. Bitte bedenken Sie, dass beim Haarefärben die Farbmischung nur eine kurze Zeit Kontakt mit der Haut und den Haaren haben soll.
- Wer zu Hause seine Haare tönen bzw. färben möchte, sollte unbedingt die Hinweise und Empfehlungen des Herstellers beachten. Während der Anwendung sollten die Hände mit Handschuhen geschützt werden, die Anwendungsdauer auf keinen Fall überschritten und die Farbreste sorgfältig ausgespült werden.
- Wer akut unter gereizter Kopfhaut leidet, sollte eine Haarfärbung lieber verschieben. Vorteilhaft ist es diese Färbung bei Friseur durchführen zu lassen, so kommt man mit den reaktiven Inhaltsstoffen relativ wenig in Berührung.
- Für alle Kontaktallergiker:innen ist es wichtig, dass sie die Inhaltsstoffe der Haarfärbeprodukte auf ihre Allergieauslöser sorgfältig durchgehen. In vielen Produkten sind beispielsweise Duftstoffe enthalten, die den unangenehmen Geruch der Wirkstoffe überdecken sollen, aber unter Umständen auch eine Kontaktallergie auslösen können.
Weiterführende Informationen zu Kontaktallergien finden Sie hier:
https://www.daab.de/haut/kontaktallergie/ueberblick/